Merino Wolle

Die Eine für Alles

Rotauf Wissen

Merinowolle

Merinowolle ist eine regelrechte Wunderfaser - ihre von Outdoorsportlern geschätzten, funktionalen Eigenschaften - insbesondere der hohe Tragekomfort, die Regulierung des Körperklimas und die geruchhemmenden Eigenschaften - basieren auf den naturgegebenen Fasern des Materials selbst; diese sind sehr fein, weich, stark gekräuselt, geschuppt und elastisch.

DIE WUNDERFASER

Woher kommt Merinowolle?
Das Merinoschaf ist eine Schafrasse mit besonders feiner und weicher Wolle, die ihre Wurzeln in Nordafrika hat. Im Mittelalter gelangten die ersten Merinoschafe nach Spanien und von dort nach Australien und Neuseeland. Diese beiden Länder sind heute mit Abstand die grössten Exporteure von Merinowolle, gefolgt von Südafrika und Argentinien.

Merinowolle hat einen hohen Tragekomfort
Merinowolle hat einen hohen Tragekomfort und kratzt nicht. Der Grund dafür liegt in den sehr feinen Fasern. Merinowolle hat eine durchschnittliche Faserstärke von 16.5 bis 24 Mikron (= Mikrometer = tausendstel Millimeter). Zum Vergleich: Menschliches Haar hat einen Durchmesser von etwa 30 Mikron. «Normale» Schafwolle ist ungefähr doppelt so dick wie Merinowolle. Die sehr feinen Merino-Fasern stehen nicht auf der Haut des Trägers auf, was dazu führt, dass Merinowolle nicht kratzt.

Merinowolle isoliert gut
Merinofasern sind stark gekräuselt und haben bis zu 40 Kräuselungen pro Zentimeter. Dadurch liegen die einzelnen Fasern in einem Stoff locker aufeinander und in den Zwischenräumen wird Luft eingeschlossen. Diese ist beste Isolation gegen Kälte und Hitze. Durch die vielen Wellen der Merinowolle gibt es weniger Kontaktpunkte zwischen Stoff und Haut, was weniger Wärme vom Körper ableitet.

Merinowolle reguliert Feuchtigkeit und Körpertemperatur
Merinowolle kann bis zu 30% ihres Trockengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Die Feuchtigkeit wird dabei in resp. zwischen den Fasern zwischengelagert, während die Faseroberfläche trocken bleibt. Verdunstet die Feuchtigkeit bei warmen Temperaturen, entsteht kühlende Verdunstungskälte. Das macht das Tragen von Merinokleidung auch im Sommer sehr angenehm.

Merinowolle wärmt im feuchten Zustand
Durch einen sogenannten exothermischen Prozess erzeugen Merinofasern Wärme, wenn sie Feuchtigkeit aufnehmen (Absorptionswärme). Dieser Prozess funktioniert so lange, bis die Fasern gesättigt sind und keine Wassermoleküle mehr absorbieren können.

Merinowolle neutralisiert Gerüche
Wollfasern haben eine schuppige Oberfläche, auf der sich Bakterien, die für die Bildung von üblen Gerüchen verantwortlich sind, nur schwer festhalten können. Zudem baut das Faserprotein Keratin der Wolle Bakterien auf der Haut ab.

Merinowolle reinigt sich selbst
Das Innere der Wollfaser besteht aus zwei verschiedenen Zelltypen, die unterschiedlich viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Dadurch schwellen die zwei Zelltypen unterschiedlich stark an, wenn sie Feuchtigkeit absorbieren, was einen mechanischen Reibungsprozess bewirkt. Durch diesen Reibungsprozess kann sich die Merinofaser selbst reinigen, vor allem bei feuchter Witterung. Aus diesem Grund muss Merinobekleidung weniger oft gewaschen werden.

Merinowolle ist schwer entflammbar
Merinowolle ist im Vergleich zu synthetischen Textilien schwer entflammbar, was sie im Gegensatz zu einer schnell entflammbaren Kunstfaser weniger heikel macht.

Merinowolle bietet einen hohen UV Schutz
Schafe haben mit ihrer Merinowolle einen natürlichen Lichtschutzfaktor. Daher schützt es auch den Träger von Merinobekleidung gut vor UV-Strahlung und einem möglichen Sonnenbrand.

Merinowolle ist nicht ausgesprochen reissfest
Bei den funktionalen Nachteilen von Merinowolle kommt uns nur eines in den Sinn: Die Faser ist nicht sehr reissfest. Deshalb ist beim An- und Ausziehen Vorsicht geboten; vor allem im feuchten Zustand. Auch beim Waschen empfehlen wir, Merinobekleidung in einem Waschbeutel vor Reissverschlüssen anderer Kleidungsstücke etc. zu schützen.

Tiefer Energie- und Wasserverbrauch
Die Herstellung eines T-Shirts aus Wolle verbraucht rund 20% weniger Energie als ein vergleichbares synthetisches T-Shirt und 70% weniger Wasser als ein Baumwoll-T-Shirt.

Merinowolle ist einfach zu färben
Merinowolle ist relativ leicht zu färben, was den Chemie- und Energieeinsatz verringert.


Merinowolle ist biologisch abbaubar
Als Naturmaterial ist Wolle 100% biologisch abbaubar und trägt so zur Entlastung der Umwelt bei.

Merinowolle ist rezyklierbar
Wolle ist rezyklierbar und kann für neue Garne oder Füllmaterialien verwendet werden. In Europa hat sich vor allem der Italienische Textilbezirk Prato mit dem Recycling von Wollprodukten einen Namen gemacht.

Merinowolle ist ein nachwachsender Rohstoff
Merinowolle ein nachwachsender Rohstoff. Alles, was es für die «Produktion» von Merinowolle braucht, ist ein Schaf, frische Luft, Wasser und Gras. Diesen positiven Aspekten stehen leider auch einige nachteilige gegenüber. Schauen wir uns diese genauer an:

Merinowolle hat eine schlechte Klimabilanz
Merinowolle hat verglichen mit anderen textilen Rohmaterialien eine relativ schlechte Klimabilanz. Ein Schaf produziert knapp 5 Kilogramm Methan pro Jahr. Methan wiederum ist über 100 Jahre gerechnet 28 Mal so klimawirksam wie CO2. Die Herstellung von Merinowolle führt so zu doppelt so hohen Treibhausgas-Emissionen wie die Herstellung von Kunstfasern. Fun Fact: Rund 12% der Treibhausgas-Emissionen von Neuseeland stammt von Schafen.

Merinowolle wird oft mit schädlichen Chemikalien behandelt
Natürliche Wolle verfilzt und schrumpft beim Waschen in der Waschmaschine. Deshalb muss die Merinowolle speziell behandelt werden, um sie maschinenwaschbar zu machen. Die Wolle wird dabei standardmässig einer sogenannten «Superwash»-Ausrüstung unterzogen. Um das Ineinander-Verhaken der Wollschuppen beim Waschen und damit das Verfilzen der Wolle zu verhindern, werden die natürlichen Schuppen mit Chlor-Verbindungen weggeätzt. Jedoch sind diese Chlor-Verbindungen hochexplosiv und hinterlassen Rückstände von gefährlichen AOX-Verbindungen im Abwasser, die für den Menschen und die Natur gefährlich sind.
Nach der Behandlung mit Chlor wird die Wolle zusätzlich mit einer Plastikschicht ummantelt, um sie möglichst robust zu machen. Bei der gängigsten Superwaschausrüstung wird dazu ein Plastik namens «Polyamid-Epichlorohydrin» verwendet. Wie der Teil «-chloro-» im Namen dieses Plastiks schon andeutet, besteht auch dieser teilweise aus Chlor. Deshalb können durch diese Plastikummantelung auch noch während des Tragens giftige AOX-Verbindungen aus der Bekleidung austreten.
Seit der Einführung bei ROTAUF der Bio Merino Serie im Jahr 2017 verzichten wir auf eine Superwash Ausrüstung mit Chlor-Behandlung und Plastikummantelung. Wir setzen stattdessen ein schonendes Verfahren namens EXP ein. So kann auch unsere Wolle in der Waschmaschine gewaschen werden - allerdings «nur» bei 30°C und mit einem guten Wollwaschmittel.

Mulesing und Sheep Dipping
Bestimmte Merinoschaf-Rassen werden mit möglichst vielen Hautfalten gezüchtet, damit die Hautoberfläche möglichst gross ist und darauf mehr Wolle pro Schaf wächst. In diesen Hautfalten können sich Fliegenmaden einnisten, vor allem um dem Schwanz der Schafe. Um den Befall zu verhindern, werden die Hautfalten der Schafe um den Schwanz oft ohne Schmerzausschaltung entfernt. Diese tierquälerische Praxis wird Mulesing genannt und wird heute vor allem in Australien praktiziert. In Neuseeland ist Mulesing seit 2018 verboten und auch Südamerika gilt als mulesingfrei, weil dort die lästigen Fliegen nicht vorkommen.
Eine andere gängige Praxis ist das so genannte «Sheep Dipping». Dabei werden Schafe mit eigens dafür entwickelten Maschinen in einem Tank mit Pestiziden/Desinfektionsmitteln unter Wasser gedrückt oder durch Pestizidbäder getrieben.

ROTAUF verwendet ausschliesslich Merinowolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT). Dieser Standard richtet sich nach den europäischen Richtlinien für ökologischen Landbau und verbietet sowohl Mulesing wie auch Sheep Dipping.

Merinowolle braucht Land und kann zu Bodendegradation führen
Um Weidefläche für Tiere zu schaffen, werden in vielen Regionen der Welt Wälder abgeholzt. Gibt es zu viele Tiere pro verfügbare Weidefläche kann es zudem durch so genanntes «Overgrazing» zu Bodendegradation, Erosion und zu einem Verlust an Biodiversität kommen.
Auch hier schafft der Biostandard Abhilfe, indem die Grösse und Regeneration der Weideflächen geregelt ist.

Merinowolle wird oft mit Kunstfaser gemischt
Aufgrund der feinen Beschaffenheit von Merinofasern - und um die Pflege zu erleichtern - werden diese oft mit Kunstfasern gemischt. Das kann sich positiv auf die Robustheit und Lebensdauer von Merinotextilien auswirken, trägt aber zur Mikroplastikbelastung der Umwelt bei und verhindert, dass die Textilien biologisch abbaubar oder rezyklierbar bleiben.

Merinowolle hat oft lange Transportdistanzen
Merinowolle kommt von weit her; Australien, Neuseeland, Südafrika und Argentinien. Mit den verschiedenen Verarbeitungsstufen kommen so pro T-Shirt schnell 40'000 Transportkilometer zusammen.
ROTAUF lässt die Merinowolle regional verarbeiten (Stricken, Färben, Nähen in der Schweiz) und kann so diese Werte bedeutend tief halten. Aber auch unsere Eco-Merino-Seide-Bekleidung sammelt über die gesamte Wertschöpfungskette rund 10'000 Transportkilometer. Um diese Distanz zu verkürzen, ist ROTAUF stets auf der Suche nach lokalen Merino-Varianten.
Mit unserer Schweizerischen und Spanischen Merinowolle haben wir mittlerweile in einzelnen Produkten zwei solche Varianten im Angebot und hoffen, dass wir den Anteil an lokaler Merinowolle über die kommenden Jahre weiter ausbauen können.

Merinowolle

Reguliert Feuchtigkeit und Körpertemperatur

Hoher Tragekomfort

Isoliert gut gegen Kälte und Wärme

Hoher UV-Schutz

Neutralisiert Gerüche

Wärmt in feuchtem Zustand

Mit der Bündner Wolle verfolgen wir einen innovativen Ansatz, um wertvolle Schafwolle vor der Vernichtung zu bewahren. Statt die hochwertige Bündner Wolle nach der Schur zu verbrennen, sammeln wir sie sorgfältig und verarbeiten sie weiter zu hochwertigem Bündner Wollvlies. Diese Methode ermöglicht es uns, die Wolle nicht nur zu recyceln, sondern auch in erstklassige Textilprodukte umzuwandeln.

Durch die Wahl für dieser umweltfreundlichen, natürlichen Ressource, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum sinnvollen Ansatz, auch Abfallprodukte wertvoll zu verwenden. Diese Vorgehensweise ist ökologisch verantwortungsvoll und ein Schritt hin zu einer zukunftsorientierten Textilproduktion, die kompromisslos Ressourcen schonend ist. Wir tragen aktiv dazu bei, die Wertschöpfung der Bündner Wolle zu maximieren und gleichzeitig unseren ökologischen Fussabdruck zu minimieren.

Schon Gewusst?

Wolle von Schweizer Schafen wurde lange als Abfallprodukt angesehen. So wurden Unmengen von Schweizer Wolle vebrannt.

Performance

Rotcast

Marcus Berther

Herr der Schafe

Unsere flauschigen Wollproduzenten sind auf Bio-Bauernhöfen in Kleinbetrieben in der Region Disentis GR Zuhause und verbringen den Sommer auf der Alp. In einem spannenden Podcast über das Bauerndasein und das Schafsleben erzählt uns Kleinbauer Marcus Berther.